Ol Doinyo Lengai

Auf der Fahrt ins Lake Natron Gebiet konnten wir den Ol Doinyo Lengai, den Berg der Götter, bereits in seiner ganzen Pracht bewundern und einige Fotos von ihm machen. 

Gegen Mitternacht ging es dann in Begleitung von Mathias, einem Massai aus der Community los. Ihn hatten wir schon am Nachmittag kennengelernt.  Meleck, unser Safariguide liebt Abenteuer und war ebenso mit dabei, zumal er den Ol Doinyo Lengai selbst auch nicht nicht bestiegen hat. 

Die ersten 3 Stunden ging es auf einen stetig ansteigenden Weg durch Gräser und Pflanzen hinauf. Im Schein der Stirnlampen sah man auf dem Boden Spinnen, Käfer und kleinen Echsen umher huschen. Nachtfalter  mit super schön reflektierenden Augen flogen umher. Auch Raupen und eine Gottesanbeterin haben wir gesehen. Es wurde zunehmend steiler.

Wir machten dann eine längere Pause, futterten Energieriegel. Während die beiden Herren ein kleines Nickerchen machten, genossen wir den Sternenhimmel. Zum ersten Mal hab ich gesehen, dass auch das Mondlicht durch die Wolken hindurch in lauter, schwache Strahlen aufgefächert wird. Trotz Mond war die Milchstrasse gut zu sehen. Auf der Flanke eines aktiven Vulkans sitzend, die Sterne zum Greifen nach, gab einem das Gefühl, von göttlicher Schöpfungsenergie umgeben zu sein. 

Dann ging es weiter. Der Weg wurde immer steiler, mal konnte man gut laufen, mal schien alles wegzurutschen, mal lief man durch Asche. Ab und an roch es nach Schwefelwasserstoff oder aber nach zu lang geröstetem Toast. 

Wir zwei Mädels versuchten Matthias auf Schritt und Tritt zu folgen, Meleck folgte uns. 

Das Gestein war manchmal sehr brüchig und man musste schauen, wo man hinpasst. Die Stöcke waren eine große Hilfe, aber manches Mal ging es mit Händen besser.

Ich war froh über die Trinkblase, denn man brauchte doch recht viel Wasser, allein schon um den Staub hinunterzuspülen. 

Wenn ich dachte, es kann nicht noch steiler werden, wurde ich eines besseren belehrt. Die Spitze schien so nah, aber dann folgte immer noch ein steileres Stück. Zwischendurch kam mir der Gedanke, was ich da zur Hölle eigentlich tue, was für eine blöde Idee das war und warum ich nicht einfach abbreche. Aber der Kraterrand schien zum Greifen nach, es wurde auch langsam etwas heller, also ging es weiter und weiter, immer wieder nach Luft schnappend, was trinkend und zum Teil auf allen vieren. Und die Vorfreude siegte, setzte einen letzten Rest an Energie frei: 

Dann endlich, nach 7 Stunden (was nicht an uns Mädels gelegen hat), 5,5 km und 1700 bezwungenen Höhenmetern der Kraterrand: Vor Ehrfurcht, Glückseligkeit und alle Anstrengungen vergessend sank ich auf die Knie: der Vulkan fauchte und stöhnte, warme Luft stieg ab und an auf, um mich herum der kühle Wind (5°C). Die Sonne war gerade über den Kraterrand aufgestiegen und schien uns ins Gesicht: Pure Schöpfungsenergie um uns herum. Es schien, als sei der Vulkan lebendig; ein Fabelwesen schaute uns an. Und immer wieder dieses Fauchen und Zischen, das kann man nicht in Worte fassen. Aus einer kleinen Öffnung des Hornitos spritzte ab und an Lava heraus. 

Mit zittrigen Hände machte ich erste Fotos. Dann setzten wir uns hin. Mit dem Fauchen des Vulkans im Ohr, Schwefelwasserstoff in der Nase aßen wir etwas von unserem Frühstück. Während wir auf Meleck warteten machte ich Fotos, von der Lava, aber auch vom Kraterboden, die verschiedenen Farben und Strukturen sind einfach faszinierend. 

Als Meleck ankam, den Kraterblick genoss, kam eine weitere Überraschung zu Tage: er hatte ein Transparent für uns vorbereitet. Nach ein paar Fotos von uns mit dem Transparent machte er uns Kaffee. Das erklärte sein vollen Rucksack: French Press Kanne, Kaffee, heißes Wasser, Tassen, alles hatte er hochgeschleppt, damit wir am Kraterrand Kaffee bzw. Tee genießen konnten.

Wir konnten noch etwas den Vulkan, die Gerüche (als Chemikerin ist Schwefelwasserstoff  vertraut und lässt einen nostalgisch werden)  und die Geräuschkulisse genießen, dann mussten wir los. Nun kam das Schlimmste: der Abstieg, darin bin ich nicht besonders gut. Meine Beine von ihren Rachegelüsten abbringend ging es wieder runter, auch hier war der Einsatz der Hände manchmal einfacher als die Stöcke. Da es nun heller war konnte man besser sehen, wo man lang geht. Ab und an tauchte noch eine Fumerole auf, weiße Ablagerungen errinnern daran, dass es hier  carbonathaltige Lava gibt. 

Mathias ging die ganze Strecke mit einer Leichtigkeit hinunter, als würde sich bei ihm nichts in Bewegung setzen, als gäbe es das Gefälle nicht. 

Es wurde zunehmend heißer und heißer, aber das fiel bei der Anstrengung gar nicht auf. Die Beine wurden immer unsicherer von Schritt zu Schritt. 

An der Pausenstelle von Nachts entschied ich mich sitzen zu bleiben und auf Meleck zu warten.

Auch wenn das Gefälle nun weniger steil wurde, war der Boden manchmal sehr rutschig. Das Auto war noch weit weg, man konnte es aber zumindest schon mal sehen, aber es schien nicht näher zu kommen. 

Plötzlich tauchte der junge Maasai, der die Nacht über bei unserem Auto geblieben war, vor uns auf. Er brachte uns Wasser und nahm uns die Rucksäcke ab. Unglaublich in welchem Tempo er sich dann auf den Weg gemacht hat. Wir konnten ihn zwischendurch nochmal sehen, er schien über den Weg zu fliegen. Aber das Auto schien nicht näher zu kommen. 

Aber letztendlich haben wir es nach insgesamt 14 Stunden erreicht: total erschöpft, todmüde, streikenden Beinen aber überglücklich. 

Ca. 12 km; 3200 Höhenmeter und bis zu 60% Steigung waren zu bewältigen, aber jeder Schritt war es wert. 

Würde ich den Oldonyo Lengai nochmal besteigen? JA 

Ich würde beim nächsten Mal früher losgehen, ein kleines Stativ mitnehmen, damit ich den Sternenhimmel über den Vulkan fotografieren kann, noch länger oben bleiben wollen und auch beim Abstieg die eine oder andere Fotopause machen wollen. Ich muss nochmal hoch!

Aber wieder absteigen, puh…

Sehr gefreut hat mich auch die Resonanz von Vulkanologen auf meine Bilder.

Ol Doinyo Lengai

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